Gestern Abend fand wie geplant das Mitmachtreffen der Anwohnervertreter im Beirat des Rahmenplans Karow statt. Für alle die nicht dabei sein konnten hier eine kurze Zusammenfassung:
Es kamen circa 40 Karowerinnen und Karower (meine Schätzung).
Elke Großmann, Wolfgang Geißler und die anderen Anwohnervertreter gaben ein Update zu den Entwicklungen:
Bisher konnten 3.244 Unterschriften in 21 Sammelstellen gesammelt werden. Ein fantastisches Ergebnis in sehr kurzer Zeit!
Der Einwohnerantrag wurde abgegeben und wird von den Fraktionen der CDU, SPD und Linken unterstützt (siehe Foto von Johannes Kraft)
Die BVV wird den Antrag am 14.8. diskutieren und entscheiden > es wäre super wenn viele Karowerinnen und Karower als Besucher teilnehmen (Details hier)
um den Aktivitäten einen besseren Rahmen zu geben, aber nicht zu viel Zeit auf rechtliche Verwaltung zu verwenden, wurde beschlossen die Bürgerinitiative Karow zu gründen
die Website der Bürgerinitiative Karow wird auf www.wir-sind-karow.de bald online sein
es wurden Arbeitsgruppen zu 4 Kernthemen geschaffen:
Jede und jeder, der Interesse hat mitzumachen, aber gestern Abend keine Zeit hatte und noch nicht auf dem Mitmachverteiler ist, schickt bitte eine Email an: Karow.Beirat.Anwohner@t-online.de
Morgenpost: Viele große Bauprojekte in Pankow stoßen bei Anwohnern auf Ablehnung, weil enormer zusätzlicher Verkehr befürchtet wird. Wie kann man solche Bedenken entkräften?
Vollrad Kuhn: Wenn wir uns die großen Vorhaben wie Karow-Süd, die Michelangelostraße, das Pankower Tor oder den Blankenburger Süden als größtes Vorhaben anschauen, steht fest: Bevor man kein Verkehrskonzept hat für die jetzigen und künftigen Probleme und entsprechende Maßnahmen umsetzt, kann man mit dem Bau nicht beginnen. Das ist ganz klar.
Bei dieser Aussage war ich baff. Und ich las sie noch einmal durch, um mir sicher zu sein, dass ich richtig gelesen hatte. Hatte Vollrad Kuhn gesagt, es ist ganz klar, dass es keinen Baubeginn geben wird bevor man nicht entsprechende Verkehrsmaßnahmen für die jetzigen und künftigen Probleme umgesetzt hat? Ja, laut Berliner Morgenpost hatte er.
OK dachte ich mir, diese Aussage steht aber in direktem Widerspruch zu der Präsentation der 3. Planungswerkstatt in Karow im Juni 2019. (Folie 5 und Folie 33)
Die Folie 5 der Präsentation zeigt einen Zeitplan mit verbindlicher Bauleitplanung ab 2020 und Baubeginn ab (frühenstens) 2025.
Folie 33 zeigt den Zeitplan der Verkehsplanung, der schon im Erscheinungsbild ziemlich verschwommen ist:
Bis 2025 sind nur drei konkrete Maßnahmen vorgesehen:
schrittweise Beschaffung von E-Bussen
Panke-Trail Radweg
B2 Verbindungsstraße Karow
Keine andere Maßnahme ist bis 2025 (d.h. frühester Baubeginn) vorgesehen, umgesetzt zu werden. Die Folie zeigt sehr gut, dass alles andere ist erst ab 2030 (z.B. Turmbahnhof Karow oder S-Bahn zweigleißig zwischen Buch-Bernau) oder erst sehr viel später als Verkehrsmaßnahme laut Plan umgesetzt werden soll.
Also frage ich mich was nun diese Aussage von Herrn Kuhn in der Berliner Morgenpost bedeutet? Ein paar Optionen, die mir spontan einfallen:
Herr Kuhn ist davon überzeugt, dass E-Busse, ein Radweg und eine Verbindungstraße, die auf die sehr volle B2 einspeist, ausreichende Verkehrsmaßnahmen für die jetzigen und künftigen Probleme sind?
Herr Kuhn sagt “ganz klar”, dass der Baubeginn von allen diesen Projekten frühestens im Jahr 2030 oder auch sehr viel später stattfinden wird?
Herr Kuhn weiß nicht, was seine Mitarbeiter vom Bezirksamt Pankow den Anwohnern vor Ort wirklich kommunizieren und versteht deswegen nicht die Ablehnung der Anwohner? Denn ganz klar scheint die Idee “Umsetzung von Verkehrsmaßnahmen vor Baubeginn” unter den Planern ja nicht Konsensus zu sein – wie die Folien der Planungswerkstatt oben beweisen.
Dass ich Option 1 für Wunschdenken halte, habe ich bereits in einem anderen Blog beschrieben.
Zu Option 2 kann ich nur sagen, dass mir in den vergangenen Wochen einige alteingesessene Karowerinnen und Karower erzählt haben, dass Karow-Nord in der Tat gebaut wurde bevordas damals versprochene Verkehrskonzept umgesetzt wurde. Am Ende wurden viele Versprechungen gar nicht realisiert, sondern es gab einfach paar Busse von Nord-Karow zur S-Bahn, und ein paar Jahre danach einen zweiten Eingang zum alten S-Bahnhof. Als Konsequenz sind heute sowohl der Bus als auch die S-Bahn oft voll und der Verkehr auf der Straße ist angestiegen. Warum sollten die Karowerinnen und Karower also auf die aktuelle Aussage von Herrn Kuhn vertrauen, wenn sie in der Vergangenheit schon einmal mit leeren Versprechungen in genau dieser Art und Weise entäuscht wurden?
Zu Option 3 muss man Herrn Kuhn wohl am besten direkt fragen, da will ich nicht weiter spekulieren.
Update 5/9: Nachdem ich im August nicht konnte, habe ich einen Termin in der nächsten Bürgersprechstunde von Herrn Kuhn am 19. September um 16.30 Uhr bekommen. Ich bin schon jetzt auf die Unterhaltung mit Herrn Kuhn gespannt!
Wenn jemand weitere Ideen hat, wie diese überraschende Aussage von Herrn Kuhn in der Berliner Morgenpost interpretiert werden soll, bitte hier unten, auf Facebook oder Nebenan.de kommentieren.
Soweit ich weiß werden noch bis zum 6. August die Unterschriften zum Einwohnerantrag gesammelt. (Details unter diesem Post) Danach geht es aber weiter mit zwei wichtigen Terminen:
7. August: Mitmachtreffen
organisiert durch die AnwohnerInnen Vertreter im Beirat
ab 18.30 Uhr im kirchlichen Begegnungszentrum Achillestraße 53
Alle Karowerinnen und Karower, die die Initiative für einen nachhaltigen Rahmenplan aktiv unterstützen wollen, sind eingeladen. Elke Großmann hat die Agenda des Treffens im Namen der Anwohnervertreter folgendermaßen zusammengefasst: “Wir wollen uns in ‘Fachgruppen’ aufteilen, damit jeder seinen Fähigkeiten und Zeitbudgets entsprechend mitmachen kann und auch ein Gespräch zustande kommt. Natürlich informieren wir auch über den aktuellen Stand.”
Keine Anmeldung erforderlich, jede und jeder, der mithelfen will, ist willkommen.
14. August: BVV Entscheidung über Einwohnerantrag
25. ordentliche Tagung der Bezirksverordnetenversammlung Pankow von Berlin
Sitzung beginnt um 17.30 Uhr aber man muss 15-20 Minuten vorher da sein
Robert-Havemann-Saal, Bezirksamt Mitte, Karl-Marx-Allee 31, 10178 Berlin – wegen Wasserschaden gibt es nur einen Zugang via den Hintereingang, der aber beschildert sein sollte
Personalausweis muss mitgebracht werden!
Das ist die öffentliche Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung (BVV), in der unser Einwohnerantrag nicht nur abgegeben wird, sondern auch Vertreter der Initiative den Abgeordneten unser Anliegen vortragen und der Antrag von den Abgeordneten diskutiert wird. Der Karower Einwohnerantrag ist TOP 40 d.h. er wird so gegen 18.30 diskutiert, bitte aber trotzdem von Anfang an dabei sein.
Um den Unterschriften und der Vorstellung des Einwohnerantrages noch weiteren Nachdruck zuverleihen, denke ich ist es wichtig, dass einige Karower und Karowerinnen im Zuschauerraum sind. Es gibt wohl circa 60 Plätze für Besucher.
Es ist eine öffentliche Sitzung, d.h. jeder kann kommen. Um ein gutes Bild zu machen, bitte sich zivilisiert als Besucher verhalten… Klatschen für die Anwohnervertreter ist natürlich OK 🙂
Man kann sich die Liste und den genauen Wortlaut des Antrages auch online hier herunterladen und ausgefüllte Listen an jedem der oben genannten Orte abgeben.
Wir brauchen so viele Unterschriften wie möglich, damit der Antrag von der BVV ernsthaft diskutiert wird.
In meinem ersten Post habe ich einen kurzen historischen Abriss geschrieben, was bisher zum Rahmenplan Karow geschah. Die Realität in ganz Berlin ist, dass Wohnungen fehlen und deswegen muss jeder Bezirk als eine hohe Priorität Wohnungsbau vorantreiben – vor allem in Pankow, das schnell wächst.
Das ist aus meiner Sicht auch richtig und gut.
Allerdings beinhaltet der aktuelle Planungsvorschlag vom Juni 2019 drei extreme Positionen, die ich im Detail beschreiben will:
1. Dramatische Erhöhung der Bebauungsdichte
Der auf der 3. Planungswerkstatt vorgestellte Plan (siehe volle Präsentation hier) ist eine dramatische Umschreibung des gesamten Bebauungsplans für Karow: Neubaugebiete, Karow Nord und Alt-Karow.
1.1 Neubaugebiete
Die drei vordefinierten Neubaugebiete Am Teichberg, Straße 52 und Karow Süd sollen als Kategorie W1 (GFZ über 1,5) oder W2 (GFZ bis 1,5) im neuen Flächennutzungsplan (FNP)definiert werden. Kategorie W1 bedeutet dass es keine Grenze nach oben gibt wie hoch oder dicht gebaut werden kann. Es gibt dazu eine Legende der Stadt Berlin (PDF), die sehr schön erklärt, was dies praktisch bedeutet: Auf Seite 4 beschreibt die Legende die Kategorie W1 als: “Überwiegend traditionelle Block-und Blockrandbebauung, fünf und mehr Geschosse.” Und zeigt dann diese Altbauquartiere in der Berliner Innenstadt und Neubaugebiete der 90er Jahre mit bis zu sieben Geschossen. Es gibt keine Maximalgrenze in dieser höchsten Kategorie, d.h. auch neun- oder zwölfstöckig ist möglich.
Kategorie W2 bedeutet laut Legende “Überwiegend Zeilenbau, Blöcke der 20er Jahre, Großbauformen, drei bis fünf Geschosse (auch Hochhäuser in Großsiedlungen).” Karow als Hellersdorf?
1.2 Karow Nord
Karow Nord, das Neubaugebiet der 90er Jahre, das die Einwohnerzahl von Karow mehr als verdoppelte, soll von bisher mehrheitlich Kategorie W3 (GFZ 0,8, d.h. 3-4 geschossigen Einzelhäusern) auf Kategorie W1 umdefiniert werden. Baulücken in Karow Nord könnten damit mit sieben Geschossen oder auch mehr gefüllt werden und bestehende Gebäude auf sieben oder mehr Geschosse aufgestockt werden. Es gibt einen kleinen Teil von Karow Nord, direkt bei der A10, der heute im Bebauungsplan Kategorie W2 ist, der auch auf Kategorie W1 erhöht werden soll. Fast ganz Karow Nord soll laut neuem Plan und der Legende dort als W1 (GFZ über 1,5) umdefiniert werden.
1.3 Alt-Karow
Ein Teil von Karow, wo im Moment Kategorie W4 (GFZ 0,3) gilt soll auf Kategorie W3 (GFZ 0,6-0,8) hochgestuft werden. Die Übergänge zu den höheren Kategorien sind vielen Bereichen sehr schmal (30 Meter) geplant.
Wenn man die im Juni vorgelegte Planungsgrafik mit dem aktuellen Flächennutzungsplan vergleicht ist klar und deutlich, was die extreme Absicht des neuen Plans ist: Karow, wie es heute mit Alt-Karow und Karow Nord als vorstädtisch geprägter Raum besteht, soll abgeschafft werden. Es ist ein wirklich dramatischer Schritt, den Nutzungsplan von mehrheitlich Kategorie W3/W4 auf Kategorie W1/2 umzuschreiben.
Bisheriger NutzungsplanEntwurf neuer Nutzungsplan
Diese Veränderung wird im Moment verschleiert, da alle Gebäudezeichnungen in der dritten Planungswerkstatt nicht über Kategorie W2/3 (max GFZ 1,08) hinausgehen (siehe Folien 18-21). Warum Zeichnungen von 3-4 geschossigen Einzelhäusern in Kategorie W3 zeigen, wenn der wirkliche Plan Kategorie W2 und W1 ist? Und warum zeigt keine einzige Zeichnung ein Beispiel für Kategorie W1 (GFZ über 1,5), auch wenn W1 geplant ist? Ist es zu unschön die wirklich geplante Dichte und/oder Höhe der Gebäude zu zeigen?
GFZ 0,78 d.h. W3
GFZ 0,81 d.h. W2/3
GFZ 0.96 d.h. W2
GFZ 1,08 d.h. W2
Warum soll der Plan für den gesamten Raum Karow umgeschrieben werden und warum in so einer extremen Art und Weise? Karow Nord und die Gebäude der 90er Jahre dort könnten ein gutes Beispiel sein wie man sozial erfolgreich und relativ maßvoll bezahlbaren Wohnraum schaffen kann (trotz einiger Probleme, die auch der Bau von Karow Nord brachte). Was sollen Hochhäuser und/ oder Innenstadtbebauung in Karow?
2. Fehlen eines zeitnahen Verkehrskonzeptes
Der gesamte Nordosten von Berlin leidet bereits heute unter schweren Verkehrs- und Infrastrukturproblemen. Die S-Bahnen sind zu Stoßzeiten überfüllt, Autofahrer stehen im Stau und die gesamte Infrastruktur ist veraltet und muss über die kommenden Jahre und sogar Jahrzehnte erneuert werden. Der aktuelle Rahmenplan der 3. Planungswerkstatt umfasst zwar in Folien 30-40 Informationen zum Thema Verkehr, aber wenn man sich den Zeitplan auf Folie 33 genau anschaut, gibt es genau drei Aspekte zum Thema Verkehr, die bis Baubeginn 2025 stattfinden sollen:
die schrittweise Beschaffung von E-Bussen
die Radschnellverbindung Panketrail
die B2 Verbindungsstraße Karow
Alle anderen Maßnahmen sind entweder nicht festgelegt:
A114 Vollanschluss Bucher Straße
Ortsumfahrung B2 Malchow
Oder die Maßnahmen beginnen frühestens mit der Umsetzung 2025-30 oder 2035 (d.h. 5-10 Jahre oder später nachdem die Gebäude ab 2025 entstehen sollen):
Neubau Bahnhof Karower Kreuz (ob der angesichts des andauernden Streits zwischen Senat/ Bahn auf der einen und Bezirk auf der anderen Seite je entsteht und welche Rolle er bei gerade zu klein neugebauten Brücken spielen kann steht wirklich in den Sternen)
S-Bahn Ausbau zwischen Buch und Bernau (wie das Karow genau hilft ist mir im Moment unklar)
Verlängerung der S75 ab 2035 (vielleicht mal irgendwann würde ich sagen)
FNP Trasse nach 2030 (…)
Ich bin keine Verkehrsexpertin, aber E-Busse auf verstopften Straßen, eine B2 Verbindung, die dann in den Stau in Malchow einspeist und – so gerne ich als Grünen-Wählerin Rad fahre – der Radschnellweg über 10 km einfache Strecke in die Stadt bei -10C im Winter sind keine Verkehrslösung, kein Plan, sondern ein Scherz. Man kann den Plan auch so zusammenfassen: Wir machen Innenstadtbebauung ohne Innenstadtinfrastruktur und hoffen, dass es wie durch ein Wunder irgendwie doch funktioniert. Die Anwohnervertreter im Beirat haben auf dieses Problem immer wieder hingewiesen und daraufhin wurde das Thema Verkehr einfach von der Agenda genommen – anstatt es anzugehen. Das ist nicht gut genug.
3) Schichtenwasser wird für Alt Karow ausgeblendet
Das dritte und letzte Problem, das nur die Einwohner in Alt-Karow betrifft, ist, dass ihnen bereits beim Neubau von Karow Nord in den 90ern – als Resultat des Schichtenwasser-Problems in der Gegend – die Keller über Jahre mit Wasser vollgelaufen sind. Die aktuellen Planungen sehen nun trotz dieser Erfahung in der Vergangenheit nur für die Teile der Neubaugebiete Schichtenwasser-Lösungen vor (Folie 27). Wer im Rest von Karow ist und dort schon länger lebt, kann sich auf ein zweites Absaufen der Keller über Jahre einstellen.
Fazit
Es gibt noch mehr zu den einzelnen drei großen Problemen zu schreiben, was ich in weiteren Posts auch tun werde, aber ich hoffe ich konnte hier zeigen, dass der im Juni vorgelegte Plan unzureichend und aggressiv ist:
Es sollen Häuser in einer Dichte in Karow entstehen, die den bestehenden Charakter von Karow als Vorstadt zerstören
Es gibt keinerlei schlüssiges oder realistisches Verkehrskonzept, das in Zukunft allen bestehenden und neuen Karowern ermöglicht in die Innenstadt zu pendeln
Bestehende Karower können sich auf den Film “Mein Keller säuft ab” Teil 2 einstellen, da Schichtenwasser nur in den Neubaugebieten gemanagt werden soll
Was also tun?
Die Anwohnervertreter im Beirat haben drei konkrete Vorschläge:
Die Neubaugebiete in Karow sollen auf W3 (GFZ 0.8) mit einem Übergang von 50 Meter beschränkt werden
Es muss ein schlüssiges, stufenweises Verkehrskonzept existieren bevor neue Wohngebiete geplant werden, damit ein totaler Verkehrsinfarkt im Nordosten von Berlin vermieden wird
Es muss einen Plan geben, der das Schichtenwasser Problem für gesamt Karow betrachtet und betroffenen Anwohnern Lösungen anbietet
Alle drei Punkte sind im Einwohnerantrag für die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) aufgelistet.
Man kann sich die Liste und den genauen Wortlaut des Antrages auch online hier herunterladen und ausgefüllte Listen an jedem der oben genannten Orte abgeben.
Wir brauchen so viele Unterschriften wie möglich, damit der Antrag von der BVV ernsthaft diskutiert wird.
Als Einstieg in das Thema will ich in diesem Post mir – und Ihnen – vor Augen führen was bisher geschah und die wichtigsten Dokumente des Bezirks zusammenzufassen:
1. Das Wohnbaukonzept von 2016
An erster Stelle steht da das 2016 veröffentlichte Wohnbaukonzept für den gesamten Bezirk Pankow. Die Idee dieses ziemlich langen und detaillierten Dokumentes war sich der Herausforderung einer wachsenden Stadt Berlin zu stellen und sich strategisch alle Entwicklungspotentiale im Bezirk Pankow anzusehen. In Karow wurden 3 Bereiche als Neubaugebiete identifiziert: Am Teichberg (S.174); Straße 52 (S.176) und Karow Süd (S.178) denen ein theoretisches Potential von insgesamt 3.303 neue Wohneinheiten zugerechnet wurden plus ein Potential von 338 Wohneinheiten durch Baulückenschließung und Nachverdichtung in Einfamiliengebieten (S.212) Allesdings ist es nicht klar wie diese Zahlen entstanden und ob dort schon der zusätzliche räumliche Bedarf an Infrastruktur wie Schulen berücksichtigt wurde. Insgesamt sieht das 2016er Wohnbaukonzept des Bezirkes für Karow ein Potential von 3.641 Wohneinheiten und 8.756 neuen Einwohnern vor. Es ist wichtig diese Zahlen im Kopf zu behalten, da sie als Teil einer groben Gesamtstrategie des Bezirkes entwickelt wurden und das aktuelle Planungsverfahren immer wieder auf dieses Wohnungsbaukonzept Bezug nimmt, auch wenn es wohl nie eine rechtlich verbindende Entscheidung von der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) gab, das dieses Konzept festgeschrieben hätte. Nichtsdestotrotz scheint es der Anfangspunkt für Karows Wachstum zu sein und es ist wichtig, auch den folgenden Satz des Wohnungsbaukonzeptes im Kopf zu behalten: “Die randstädtischen Schwerpunktbereiche liegen in Blankenfelde/ Niederschönhausen, Blankenburg, Buchholz, Karow und Buch. Diese Potenziale bilden mit einem möglichen Neubauvolumen von rd. 19.350 die größten Wohnbaupotenziale des Bezirks. Im Gegensatz zu den innerstädtischen Schwerpunktbereichen ist die Entwicklung dieser Standorte in der Regel nur dann in der dargestellten Größenordnung möglich, wenn im Bereich der verkehrlichen und technischen Erschließung umfangreiche Maßnahmen und Vorausleistungen ergriffen werden. So u.a. in den Bereichen des motorisierten Individualverkehr als auch des öffentlichen Personennahverkehrs.” (S.154)
2. Der Rahmenplanprozess 18/19
Um die Entwicklung Karows voranzutreiben beauftragte das Stadtentwicklungsamt Berlin Pankow die Erstellung eines Rahmenplans vor allem aus zwei Beweggründen (laut Website):
Karow wird mit der Entwicklung der Potenzialstandorte einen Strukturwandel erfahren. Denn bei der Entwicklung der Flächen wird es sich nicht um eine Bestandsentwicklung der angrenzenden kleinteiligen Ein- und Mehrfamilienhausgebiete handeln, sondern eine höhere Dichte angestrebt.
Die Zunahme der Nutzungsintensität wird sich auf die bestehenden Strukturen, bislang wenig frequentierten Anliegerstraßen und vorhandenen Frei- und Grünflächen auswirken. Zudem bestehen bereits heute erhebliche Kapazitätsprobleme im Verkehrsnetz.
Seit September 2018 arbeiten die Rahmenplaner an dem Projekt. Als Teil der Öffentlichkeitsarbeit wurden bisher drei offene Planungswerkstätten im November 2018, Februar 2019 und Juni 2019 veranstaltet. Seit Dezember 2018 gibt es auch einen Beirat bestehend aus Politik, Verwaltung, Akteuren vor Ort sowie AnwohnerInnen um den Prozess zu begleiten.
Stand 14/7: Leider fehlen auf der Website das Protokoll der 4. Beitratssitzung vom Mai und die Dokumentation der 3. Offenen Planungswerkstatt vom Juni. Ich habe am 2. Juli eine Email an Frau Wöhl im Stadtentwicklungsamt geschickt mit der Frage wann diese online gestellt werden, habe aber noch keine Antwort erhalten.
Update 17/7: Ich habe mir die Präsentation der 3. Planungswerkstatt jetzt ohne die Hilfe von Frau Wöhl besorgt und hier online gestellt. Den neuen Planungsvorschlag habe ich in einem neuen Blogpost mehr im Detail analysiert.
Update 22/7: Frau Wöhl hat mir geantwortet. Die Dokumentation und das Protokoll werden aktuell noch erstellt, um dann intern abgestimmt zu werden. Sie hofft, dass dies bis Ende Juli abgeschlossen ist, und wird mich dann darüber in Kenntnis setzen.
Update 26/8: Herr Gellert hat mir nach weiterer Nachfrage (am 15.8.) geantwortet, dass sich die Dokumente sich im Geschäftsgang zur Freigabe durch Herrn Bezirksstadtrat Kuhn befinden. Er rechnet mit einer Freigabe und Veröffentlichung in dieser Woche, d.h. bis Ende August.
3. Die Bürgerversammlung
Nach der dritten Planungswerkstatt fand am 18. Juni auf Einladung der AnwohnerInnen Vertreter im Beirat der Rahmenplanung Karow eine Bürgerversammlung in der Stadtmission Karow statt. Die drei Kernthemen waren Verkehr, Schichtenwasser und Gebäudehöhe/ Dichte der geplanten Bauten. Es gab einen Livestream der gesamten Bürgerversammlung durch PankowLive auf Facebook hier (ab Minute 17:00 startet die Veranstaltung erst). Ich werde mich bemühen die Erlaubnis zu bekommen, das Video auf YouTube noch einmal zu veröffentlichen.
Der Aufruf der Bürgerversammlung war:
Tragt Euch in die Unterschriftenlisten zur Unterstützung des formellen Einwohnerantrages zur Bezirksverordnetenversammlung (BVV) ein!
Update 17/7: Die Listen liegen an den folgenden Orten aus:
Man kann sich die Liste und den genauen Wortlaut des Antrags auch online hier herunterladen und ausgefüllte Listen an jedem der obengenannten Orte abgeben. Ich habe direkt nach meinem Urlaub im Juli meine Unterschrift geleistet. Der Countdown läuft und je mehr Unterschriften es sind, um so glaubhafter wird der Antrag werden.
In meinem nächsten Post werde ich zusammenfassen:
wie ich als Laie den aktuelle Planungsvorschlag für Karow verstehe, und
die Position der AnwohnerInnen Vertreter des Beirates, die dem Einwohnerantrag zugrunde liegt.